Simulation Parkplatzproblem Bisamstraße

Der degewo-Plan und das Parkplatzdrama

Veröffentlicht in: Degewo, Nachgerechnet | 0

Die Akteursrunde der degewo zum Großbauprojekt in der Bisamstraße brachte keine neuen Erkenntnisse. Dafür festigte sich jedoch unsere Befürchtung, etwa zur Problematik der Parkplatzsituation. Die Mehrfamilienhäuser werden in dem Abschnitt geplant, in dem die Bisamstraße gerade nicht über Parkbuchten verfügt. 

Die degewo selber sieht keine Verpflichtung zur Schaffung von Parkraum, auch wenn 0,5 Parkplätze pro Wohneinheit in Aussicht gestellt werden. Das Chaos scheint vorprogrammiert und uns lässt das Thema nicht los.

Halb fünf an einem Mittwochnachmittag im März haben wir uns daher auf den Weg gemacht und Autos gezählt. Wir zählten, wie viele Autos im Schnitt einem Haus oder Wohneinheit zweifelsfrei zuzuordnen sind. Also: Wie viele Autos stehen zum Zeitpunkt der Besichtigung auf dem jeweiligen Grundstück?

Es wurden keine Anhänger mitgezählt, keine Autos, die vielleicht in der Garage stehen und auch keine Autos, die aufgrund von Arbeit oder Einkaufen gerade nicht zu sehen waren. Des Weiteren wurden auch die Autos in den Parkbuchten der vorderen Bisamstraße nicht mitgezählt, da diese eben nicht eindeutig zugeordnet werden können.

Weniger Parkraum trifft auf mehr Wohneinheiten

In der Bisamstraße, im Waschbärweg und im Spitzmausweg zählten wir bei 77 Häusern 108 Autos.

Das ist ein Durchschnitt von 1,4 Autos pro Wohneinheit. Vermutlich waren zu diesem Zeitpunkt sogar noch einige Autos unterwegs. Würde man diese Autos mitzählen, sowie auch die Autos in den Parkbuchten, dann liegt der Durchschnitt wohl eher bei 1,5 bis 1,6 Autos pro Wohneinheit.

Trotzdem: Wir kalkulieren zurückhaltend und nehmen für die weiteren Berechnungen die gezählten 1,4 Autos pro Haus / Wohnung.

Nach Planungen der degewo müsste jeder Wohnblock etwa 8 Mietwohnungen beinhalten. Nach unseren Abschätzungen wären das 11,2 Autos pro Mietshaus. Wir runden ab und rechnen auch hier zurückhaltend mit nur 11 Autos pro Mehrfamilienhaus. Die bisherige Planung sieht 38 dieser Häuser im gesamten Baugebiet vor. Daraus ergeben sich 418 Autos. Sollte die degewo tatsächlich 0,5 Parkplätze je Wohneinheit schaffen, wäre die Rechnung wie folgt:
38 Mehrfamilienhäuser x 4 Parkplätze je Mehrfamilienhaus  = 152 Stellplätze.
Die übrigen 266 Autos müssten dann anderweitig abgestellt werden. Hinzu kommen Autos der 44 neuen Einfamilienhäuser, die nicht auf den Grundstücken abgestellt werden (können).

Undenkbar, dass die Straßen des Baufeldes diese Menge an Autos beherbergen können. Die Blechlawine würde sich im gesamten umliegenden Gebiet ausbreiten. Das Verkehrschaos wäre damit vorprogrammiert.

Simulation zeigt: degewo-Plan führt zum Parkplatzchaos

Zur Simulation einer zukünftigen Situation haben wir den ersten Abschnitt der Bisamstraße mit Mehrfamilienhäusern und Autos bestückt. Diese Häuser entsprechen den degewo-Plänen und dem B-Plan für dieses Gebiet im Mahlsdorfer Norden. Bei einem ortsüblichen Faktor von 1,4 Autos pro Wohneinheit ergeben sich für diese 4 Mehrfamilienhäuser mit je 8 Wohnungen 45 PKW. Diese 45 Autos sind in der Simulation rot dargestellt. Ohne Besuch, Handwerker, Lieferdienste, etc.

Während der Arbeiten an der Visualisierung wurde schnell klar: Das funktioniert nicht. Die geplante Verdichtung an Wohneinheiten und damit verbundene Zahl von Autos ist schlichtweg zu hoch.

In unserer Not begannen wir, die Autos vor die Ausfahrten der Stellplätze zu platzieren, in Kurven und wechselseitig auf der Straße dermaßen eng, dass – realistisch betrachtet – kein weiteres Fahrzeug mehr durchkommen würde.

Und dennoch: der Straßenabschnitt, den die parkenden Autos belegen, wäre doppelt so lang wie der Bauabschnitt der Mehrfamilienhäuser. 

Auch umliegende Straßen betroffen

Die Simulation lässt erahnen, was die Zahlenspielereien bereits andeuteten. Die Blechlawine an parkenden Autos wird sich weit in die umliegenden Straßen ausbreiten. Auch deshalb, weil die Verdichtung an Wohneinheiten genau dort stattfinden soll, wo auf Parkbuchten und Freiflächen verzichtet wurde.

Vermutlich werden die Stralsunder Straße, Tizianstraße, Schongauerstraße, Terwestenstraße, Waschbärweg, Spitzmausweg und Kaulbauchstraße einen Großteil des Parkaufkommens abfangen müssen.  Die unzureichenden Zufahrtsstraßen zum Bisamkiez werden durch parkende Autos nochmals enger.

Aber auch die dem Baugebiet südöstlich angrenzenden Straßen in Birkenstein (mit Parkbuchten) werden zukünftig ein Geheimtipp für Parkplatzsuchende sein. Insbesondere für die neuen Mehrfamilienhäuser am Seidenschwanzweg.

Auch die Stichstraßen der Landsberger Straße Richtung Baugebiet mit den Wendehämmern sind gute Kandidaten, um das Auto abzustellen.

Offen bleibt die Frage: Wie sollen in einer solchen Situation Rettungsfahrzeuge, Lieferdienste, BSR oder Alba mit ihren LKWs ihr Ziel erreichen?