Ende Juni war es soweit: Eine Postwurfsendung von der degewo zum Großbauvorhaben Bisamstraße. Der Inhalt: 2024 soll der Hochbau beginnen. Zudem plant die degewo an der Bisamstraße einige der vorgesehenen Mehrfamilienhäuser durch Reihenhäuser zu ersetzen. Die Bürgerinitiative Bisamstraße hat die Pläne ausgewertet. Das Ergebnis bleibt ernüchternd und zeigt, dass der Einsatz der Bürgerinitiative weiter gehen muss.
Immerhin: die degewo reagiert mit der nun aktuellen Bebauungsvariante 4D-2 auf die Kritik der Anwohnenden daran, dass die bisherigen Pläne sich alles andere als eingefügt haben. Sie waren für das Baugebiet viel zu wuchtig. Die neue Variante lockert das geplante neue Straßenbild tatsächlich auf. Die Bebauung fügt sich aber weiterhin nicht in die Umgebung ein. Und an den grundsätzlichen Problemen eines solchen Großbauvorhabens in einem Gebiet ohne entsprechende Infrastruktur ändert sich auch nichts. Dafür reichen Anpassungen der Pläne in homöopathischen Dosen nicht.
Bewegung in homöopathischen Dosen
Im Kern ändert die degewo drei Punkte:
1. Es soll künftig nicht mehr nur die geplanten Mehrfamilienhäuser in einer strengen Linie entlang der Bisamstraße und Seidenschwanzstraße geben (Straßenschlucht). Einige Mehrfamilienhäuser werden durch Reihenhäuser ersetzt und die großen Häuser versetzt angeordnet. Damit entsteht der Eindruck einer weniger massiven Bebauung. Hier hat sich die degewo bemüht.
2. Die Bebauungsdichte ist leicht reduziert. Die Grundflächenzahl des Bebauungsplanes kann damit wohl eingehalten werden. Das macht den degewo-Plan vor allem juristisch weniger angreifbar, hilft also vor allem der degewo. Konkret soll es künftig 12 Wohneinheiten weniger geben. Mit 312 neuen Wohnungen sind es aber immer noch deutlich zu viele. Außerdem sind die geplanten Häuser zwar kleiner geworden, dafür soll die Anzahl der Mehrfamilien- und Reihenhäuser nun auf 39 erhöht werden (statt bislang 38 Häuser).
3. Es sollen deutlich mehr Parkplätze gebaut werden, statt mit 0,5 Parkplätzen pro Wohneinheit plant die degewo nun realistischer mit einem Parkplatz pro Wohneinheit. Das dürfte immer noch zu wenig sein, vor allem wird es durch die weiterhin zu hohe Zahl an geplanten neuen Wohnungen künftig sehr viele Parkplätze und Autos geben.
Problem bleibt: 500 zusätzliche Bewohner sind zu viel
Das sind drei wichtige Veränderungen, die aber längst noch nicht ausreichen. Vor allem nimmt die degewo die fehlende Infrastruktur vor Ort weiterhin nicht ernst. Auf der jetzt noch freien Fläche hätten nach ursprünglichen Planungen rund 120 Familien ein neues Zuhause finden können. Jetzt sollen 312 Wohneinheiten entstehen, das ist fast eine Verdreifachung. Gegenüber den ursprünglichen Planungen führt das zu 400 bis 500 Menschen zusätzlich, die das Gebiet verkraften muss, ohne dass vor Ort die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.
Die Pläne der degewo überfordern weiterhin das gesamte Gebiet und haben erhebliche Auswirkungen auch auf die Nachbarn in Birkenstein und Hoppegarten sowie den angrenzenden Gebieten im Mahlsdorfer Norden. In diesem Punkt darf auch das Bezirksamt nicht tatenlos zusehen, dass das städtebaulich und verkehrlich unverträgliche Großprojekt umgesetzt wird. Es braucht beispielsweise ein neues Verkehrsgutachten, denn der Planung liegt ein fast 30 Jahre altes Gutachten zu Grunde.
Den Familien nicht die Zukunft verbauen
Zudem verbauen auch die überarbeiteten Pläne vielen Familien auf der Suche nach Wohnraum die Zukunft. Und es bleibt dabei: Die degewo zerstört damit den Gebietscharakter. Zur Erinnerung: Angedacht war immer eine kleinteilige Parzellierung der Grundstücke für eine Bebauung durch Familien und nicht eine Bebauung durch einen Großinvestor. Besonders für Familien mit mehreren Kindern ist Wohnraum in Berlin unerschwinglich geworden. Das Bezirksamt sollte für diese Familien auf eine Parzellierung drängen.
Das Ziel der Bürgerinitiative bleibt gleich. Wir möchten mit der degewo und den politisch Verantwortlichen im Senat und Bezirk in einen echten Planungsdialog eintreten und über die Grenzen der Belastbarkeit zu sprechen. Eine Postwurfsendung ist kein Dialog. Das Baufeld Bisamstraße sollte für Familien zur Verfügung stehen, auch wenn das Ergebnis dann weniger Wohnungen für die Statistik lautet. Wir wollen, dass die Infrastruktur vor Ort nicht überlastet und die Gebietsstruktur nicht zerstört wird.