Schafe weiden an der Bisamstraße

NABU: weniger Versiegelung im degewo-Bauprojekt anstreben

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Das geplante Großbauprojekt der degewo in der Bisamstraße / Berlin Mahlsdorf hat massive Auswirkungen auf die Umgebung. Nicht nur die soziale und verkehrliche Infrastruktur spielen eine Rolle. Auch die Leistungsfähigkeit des Kiezes und nicht zuletzt zahlreiche Aspekte des Natur- und Umweltschutzes. Wenn im degewo-Großbauprojekt über 15.000 m² Boden mit Beton versiegelt werden, ist dies ein massiver Eingriff in die Natur. Wir sprachen dazu am Freitag mit dem Naturschutzbund (NABU) und erhielten ein eindeutiges Statement vom NABU: weniger Versiegelung im degewo Bauprojekt anstreben!

Das stumpfe Versiegeln von Grundstücken ist ein berlinweites Problem. Daher mahnte der NABU die sich gerade bildende Rot-Grün-Rote Koalition, nicht einseitig nur auf Wohnungsbau zu setzen. Freiräume sind demnach genauso wichtig wie Wohnungsbau. Für die Natur und folglich auch für uns Menschen als Teil dieser Umwelt.

Weniger Versiegelung. NABU mahnt Rot-Grün-Rot, Freiflächen zu erhalten.
NABU mahnt Rot-Grün-Rot Freiflächen zu erhalten. Quelle: Webseite berlin.nabu.de

1,5 Hektar neue Betonfläche

Im degewo-Großbauprojekt der Bisamstraße treffen gleich mehrere Probleme aufeinander.
Die geplanten 324 Wohneinheiten würden zu einer Versiegelung mit Beton von über 15.000 Quadratmetern führen. Laut Aussagen der degewo wird dabei die Grundflächenzahl (GRZ) des B-Plans überschritten, man will dort eine Ausnahme erreichen. Dennoch bedeutet dies im Klartext: die geplante  Versiegelung ist derzeit unzulässig. Hinzu kommen noch Stellplätze für Pkw, jedoch ist die GRZ bereits durch die Wohnungen ausgereizt. Befestigte Stellplätze müssten daher als Schotterfläche geschaffen werden. Diese Stellplätze plant die degewo im Vorgarten, was im Bebauungsplan ebenfalls unzulässig ist.
Der Vorgarten gehört der Natur, jegliche Bebauung oder Nutzung als Stellplatz ist unzulässig. Besonders schlimm: Stellplätze auch noch als  Schotterflächen vorzusehen. Schotterflächen sind für die Natur „toter Raum“. Hier fordert der NABU sogar ein explizites Verbot von “Schottergärten”. Zudem fordert der NABU grundsätzlich, Stellplätze als Tiefgaragen zu realisieren. Weiterhin sollte sic ein Bauprojekt in diesem Umfang mehr in die Natur integrieren. Dazu gehören bspw. begrünte Dachflächen, Einsatz entsprechender Materialien etc. Das stumpfe Hinsetzen von Betonbunkern ist ganz offensichtlich der falsche Weg.

Vorausschauend planen

Ein weiteres Problem sieht der NABU in der mangelnden infrastrukturellen Anbindung, insbesondere ÖPNV. Wird Wohnraum geschaffen ohne adäquate, alltagstaugliche ÖPNV-Anbindung, benötigen und kaufen sich die Anwohner Autos. Um dies zu vermeiden oder zu reduzieren ist es wichtig, die ÖPNV Anbindung noch vor dem Wohnungsbau auszubauen. Gleiches gilt auch für die Schaffung von Naherholungsflächen.

Im Dezember 2019 wurde in Berlin die Klimanotlage festgestellt. Daher überrascht es nicht, dass bei der Erstellung von B-Plänen in Berlin seit einiger Zeit auch der NABU um eine Stellungnahme gebeten wird. Damit wird der Natur in der Stadt eine Stimme gegeben. Bei älteren Bebauungsplänen, wie dem an der Bisamstraße, war das noch nicht der Fall. Und auch beim jetzigen Großbauprojekt Bisamstraße wurde der NABU nicht beteiligt, aus Sicht von degewo und Berliner Senat wohl aus guten Gründen. .

Kompromisse finden, Wohnraum mit Augenmaß schaffen.

Der NABU hat einen simplen und selbst für Laien leicht verständlichen Ansatz: möglichst keine neuen Flächen versiegeln. Es wäre besser, bestehende, versiegelte Flächen zu nutzen. Etwa Parkplatzflächen in Innenstädten, Aufstockungen von Häusern, bspw. einstöckige Supermärkte und bedarfsgerechte Errichtung neuer Wohnungen. So sehen das auch Stadtplaner: es ist kontraproduktiv, Wohnraum hauptsächlich am Stadtrand zu schaffen, wodurch Menschen, die hier wohnen, täglich in die Stadt zurück pendeln müssen.

Für die Bisamstraße gibt es da ein einfaches Rechenbeispiel: ein von der degewo geplantes Mehrfamilienhaus versiegelt knapp 330 m² Fläche und soll für ca. 13 Personen Wohnraum bieten (8 Wohnungen mit je 1,7 Personen) und benötigt ca. 11 Pkw-Stellplätze.

Würde man ein Reihenhaus (Grundfläche 18x10m) mit 3 Wohneinheiten statt des Mehrfamilienhauses bauen würde das folgende Vorteile bringen:

  • Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum für Familien
  • ca. 50% weniger versiegelte Fläche, trotzdem Wohnraum für 10 Personen geschaffen.
  • ca. 70% weniger Pkw-Stellfläche, da deutlich weniger Haushalte.
  • Kein unzulässiges Überbuchen der GRZ
  • Mehr Grünfläche

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