Die bei der Bürgerinitiative Bisamstraße eingehenden Rückmeldungen sprechen eine deutliche Sprache: Es gibt vor Ort keine Akzeptanz für die Bebauung des Bisamkiez, wie sie die degewo nun Ende 2024 umsetzen möchte. Überrascht wurde von diesen Plänen ganz offenbar auch die Politik, so äußern jedenfalls die örtlichen Wahlkreisabgeordneten von Bund und Land, Mario Czaja und Katharina Günther-Wünsch, in einem gemeinsamen Flugblatt mit Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic „teilweise Entsetzen“ über das Großbauvorhaben der degewo. Über den Inhalt sei man von der degewo vorab nicht informiert worden.
Politik sieht schwerwiegenden Fehler in degewo Plan
Vermutlich trifft die Beschreibung im gleichzeitig zum Flugblatt veröffentlichten Newsletter der beiden Wahlkreisabgeordneten es am besten: „Bauen mit der Brechstange“ formulieren sie dort. Die degewo begehe einen „schwerwiegenden Fehler“, indem die zahlreichen und wiederholten Hinweise der Anwohner und der Politik ignoriert würden. Und weiter ist im Newsletter zu lesen: „Das Bauvorhaben wird in dieser jetzt beabsichtigten Form die örtliche Infrastruktur überfordern. Schlimmer noch: Es wird den gesamten Charakter des gesamten Areals überlagern.„
Die Bausünde von Mahlsdorf: Ein politisches Vermächtnis zum Vermeiden
Diese Feststellung ist richtig und deshalb darf sie nicht folgenlos bleiben. Wer diese Worte ernst meint, darf sich politisch nicht zurücklehnen. Die degewo ist eine städtische Wohnungsbaugesellschaft und die Baupläne reifen in einer Zeit, in der die Partei des Regierenden Bürgermeisters von den Menschen deshalb mit so viel Vertrauensvorschuss in ihre Ämter gewählt wurde, damit sich politisch in dieser Stadt etwas ändert. Den Kern kann man wohl so beschreiben: Regieren mit den Menschen, nicht gegen sie. In der Bisamstraße wird jedenfalls gerade gegen die Menschen regiert. Das kann nicht der politische Fußabdruck sein, den die Regierungsparteien in Mahlsdorf hinterlassen wollen. Er wäre jahrzehntelang sichtbar.
Im Newsletter von Mario Czaja und Katharina Günter-Wünsch gibt es das Versprechen, sich weiter für die Menschen vor Ort einzusetzen: „Sie kennen uns – wir werden weiter den Dialog suchen und geben die Hoffnung auf eine vernünftige Lösung nicht auf. Es wird dazu in den kommenden Tagen Gespräche geben.“ Der Satz allerdings fehlt im gemeinsamen Flugblatt mit der Bezirksbürgermeisterin. Es wäre schade, wenn ausgerechnet das Bezirksamt die neuen Pläne akzeptieren und seine Bemühungen um eine verträgliche Lösung einstellen würde.
Unsere Meinung: Der Bezirk trägt keine Verantwortung für die Wohnungsbauzahlen von degewo und Senat, ausgedacht am Schreibtisch im Zentrum von Berlin. Der Bezirk hat eine Verantwortung für die Menschen vor Ort, auch in Mahlsdorf. Für alles andere fänden wohl auch die Menschen hier keine Akzeptanz.