Für die Baugrundstücke in Mahlsdorf hat die degewo kürzlich den nächsten Plan zur Bebauung veröffentlicht. Doch auch in diesem Plan stecken noch eine Menge ungelöster Probleme. So wird schnell klar: auch damit zerstört die degewo den Gebietscharakter.
Für das Areal mit freien Baugrundstücken in Berliner-Mahlsdorf wurde vor knapp 10 Jahren ein Bebauungsplan aufgestellt, dessen Ziel unmissverständlich in der Begründung zum B-Plan als Planungsziel aufgeführt ist:
Es ist ein Wohngebiet mit Gartenstadtcharakter zu entwickeln, das durch spezifische städtebauliche Räume, großzügige öffentliche Räume und Grünflächen geprägt ist und eine eigenständige Identität innerhalb des gewachsenen Siedlungsgebiets darstellt. Gleichzeitig ist Ziel dieses Bebauungsplans [...] das städtebauliche Konzept von der ursprünglich
verdichteten Bauweise in eine kleinteilige Einzelhausstruktur zu verändern. [...] Die bauliche Dichte und Bauweise soll sich an den vorhandenen baulichen Strukturen im Planumfeld orientieren.
Während der B-Plan den Rahmen für einzelne Häuser definiert, darf die Idee hinter dem B-Plan dadurch nicht verlorengehen: eine kleinteilige Einzelhausstruktur, die sich am Planungsumfeld orientiert.
39 Mehrfamilienhäuser (28 Blocks + 11 Reihenhäuser) entlang der Hauptachsen des Wohngebietes sind keine kleinteilige Einzelhausstruktur mehr.
Dabei geht es weniger um die grundsätzliche Frage Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus. Vielmehr geht es darum, den Charakter zu erhalten, der durch die Bebauung in einem Gebiet bisher entstand.
Im Planungsumfeld vorhandene Mehrfamilienhäuser sind derzeit Einzelfälle. In aller Regel liegen diese Ausnahmen auf deutlich größeren Grundstücken, an deutlich breiteren Straßen und beschränken sich auf eine Handvoll Baukörper. So konnte der Gartenstadtcharakter erhalten werden, ohne die Gegend zu überlasten. Diese Voraussetzungen fehlen aber, damit die aktuelle Planungsvariante auf dem Baufeld um die Bisamstraße eine Chance auf Machbarkeit und Erfolg hat.
Die seitens der degewo geplante, versetzt angeordnete Bebauung der Mehrfamilienhäuser hat aufgrund der kleinen Grundstücke keinen Effekt. Bei 18m langen Häusern, die auf 30m tiefen Grundstücken stehen, lässt der B-Plan einen Manövrierbereich von max. 5m zu. Ob ein Wohnblock 5m näher oder weiter weg von der Straße steht, hat keinen nennenswerten Effekt. Insbesondere, wenn dieser 5m-Streifen nicht mit üppiger und hoher Vegetation bestückt ist.
In Mahlsdorf zählt der Gebietscharakter
Wie wichtig der Gebietscharakter zum Beispiel dem Bezirksamt an anderer Stelle in Mahlsdorf ist, zeigt ein weiteres Bauvorhaben. Dort war es jedoch kein städtischer, sondern ein privater Investor, der Mehrfamilienhäuser bauen wolle. Sein Bauvorhaben in der Neuenhagener Straße war mit sieben Häusern erheblich kleiner, als das degewo-Großbauprojekt in der Bisamstraße. Trotzdem war für Außenstehende sowie für das zuständige Stadtentwicklungsamt klar: die geplanten Häuser würden den Gebietscharakter zerstören. Das Besondere an Mahlsdorf ist eben auch die kleinteilige Siedlungsstruktur.
Dies gilt offenbar selbst für “Mahlsdorf Downtown”, denn die Neuenhagener Straße liegt im Zentrum. Das Stadtentwicklungsamt erlaubte dort nur eine maximale Höhe von 7m je Baukörper, was einem Haus mit 2 Vollgeschossen, ohne Staffelgeschoss entspricht. Darüber berichtete Alles Mahlsdorf.
Die Vorgaben des Stadtentwicklungsamtes machen deutlich, was in Mahlsdorf als Gebietscharakter zu verstehen ist. Diese Maßnahmen lassen auch erkennen, welch hohen Stand das Bewahren des Siedlungscharakters in Mahlsdorf hat. Und was in einem Gebiet ohne Bebauungsplan gilt, sollte erst Recht in einem Gebiet mit einem Bebauungsplan gelten. Zumal der Plan den Gebietscharakter sogar definiert.
Degewo-Plan ohne Rücksicht auf Gebietscharakter
Die degewo jedoch plant deutlich mehr, weitaus größere und höhere Gebäude. Mit 39 Reihen- und Mehrfamilienhäusern erzeugt das Großbauvorhaben einen unzweifelhaft größeren Einschlag in den Mahlsdorfer Siedlungscharakter als das Bauvorhaben an der Neuenhagener Straße. Für uns steht fest: der degewo-Plan zerstört den Gebietscharakter. Nachhaltig.
Der aktuellen Planvariante Nr. 4-D2 der degewo fehlt es an einer aufgelockerten Bauweise und sie orientiert sich nicht an der baulichen Dichte des Umfeldes. Genau das macht die Begründung des B-Plans aber zum Ziel der Bebauung!
Auch einen in der Begründung erwähnten Gartenstadtcharakter mit kleinteiliger Struktur kann man mit einer Reihe an Wohnblocks schlichtweg nicht erreichen:
Die gebietesprägenden Straßen sind nach wie vor gesäumt von dutzenden Wohnblocks.
Die Planugsvariante fügt sich weder geschmeidig in die Bestandsbebauung ein, noch greift sie den Siedlungscharakter auf:
Im Süden der Bisamstraße und in der Stralsunder Straße. sollen zukünftig kleinteilige Bestandsbebauung und neue Wohnblöcke gegenüberstehen. Einen stärkeren Kontrast und damit einen intensiveren Einschnitt in den Gebietscharakter kann man praktisch kaum erzeugen.
Die Wohnblocks werden durch diesen Kontrast noch stärker zum Fremdkörper stilisiert.
Über solche und eine Reihe weiterer Ideen würden wir gerne mit der degewo in den Dialog treten. Dies unterstützen sämtliche Parteien sowie ein Beschluss der BVV Marzahn-Hellersdorf.
Leider ging die degewo auf unser Angebot bis heute nicht ein.